Filiformkorrosion
„Das ist doch keine richtige Korrosion! Da ist doch etwas ganz anderes passiert …“
„Das ist doch keine richtige Korrosion! Da ist doch etwas ganz anderes passiert …“
Wenn Lacke auf Aluminiumtafeln „lange Runzeln“ bilden, sieht das schon recht merkwürdig aus. Irgendetwas ist passiert, das ist eindeutig sichtbar. Aber was?
Vor Gericht werden von den Parteien die kuriosesten Vermutungen geäußert.
„der Sachverständige möge Stellung nehmen zu ….“
Lackierte Aluminiumverkleidungen sind außerordentlich witterungsbeständig. Umso ärgerlicher ist es, wenn nach wenigen Jahren Einsatz die Beschichtung „regellose Blasen“ wirft, welche sich meist zuerst fadenförmig entwickeln und dann immer mehr ausbreiten.
Dieses Phänomen „Filiformkorrosion“ tritt insbesondere bei lackierten Aluminiumoberflächen auf, welche durch aggressive Korrosion wie Meeresatmosphäre chloridbelastet sind, oder wenn in starker Industrieatmosphäre mit Chloridverunreinigungen unterhalb von Dachüberständen der Regen die sich aufbauenden Beläge nicht abwaschen kann.
Filiformkorrosion
Die fadenförmige Entwicklung der Filiformkorrosion (auch „Filigrankorrosion“ oder „Fibrillen“) beruht auf folgendem elektrochemischen Vorgang:
- die auf der Metalloberfläche vorhandene Feuchtigkeit und das „Startersalz“ (insbesondere Chlorid) bilden einen leitfähigen Elektrolyten
- die Substratoberfläche wird örtlich korrosiv angegriffen, bei Aluminium charakteristischerweise bis zu etwa 50µm tief
- der Fadenkopf fungiert als aktive Anode; im zurückliegenden Bereich verlaufen kathodische Reaktionen. Damit entsteht zwischen Fadenkopf und Faden eine Potenzialdifferenz, welche für das Weiterwachsen der Fäden verantwortlich ist.
Wesentlich ist das Zusammentreffen von folgenden 3 Faktoren:
- hohe Luftfeuchte, typischerweise deutlich oberhalb von 65 % rH
- Chloridbelastung, insbesondere wenn sich Salzbeläge aufbauen können, beispielsweise auf regenabgeschirmten Flächen
- unzureichende Oberflächenvorbehandlung, welche den örtlichen Angriff im Fadenkopf nicht ausreichend behindert
Die Filiformkorrosion geht immer von einer Schwachstelle der Beschichtung aus, wie z.B. nicht entgrateten Stanzkanten, an welchen die Beschichtung örtlich gestört oder unterbrochen ist, oder von tiefen Kratzern.
Häufig orientiert sich die Ausbreitung an feinen Oberflächenstrukturen wie Walzriefen oder Schleifspuren.
Vermeidung von Filiformkorrosion:
- Vorbehandlungen mittels Chromatierung (EN 12487) können Filiformkorrosion nicht mit Sicherheit verhindern.
- Phosphatierungen bieten einen etwas besseren Schutz aufgrund der deutlichen Erhöhung der Lackhaftung.
- Sicheren Schutz bei allen Aluminiumlegierungen bietet Voranodisation (3 bis 8 µm).
- Regelmäßiges Reinigen der Flächen (Entfernen aufwachsender Salzbeläge) zögert zumindest das Auftreten von Filiformkorrosion hinaus.
- Die Empfindlichkeit der Beschichtung gegen Filiformkorrosion kann mittels genormter Prüfungen (EN ISO 4623-1, EN ISO 4623-2; EN 3665) bewertet werden.